Wer eine Politikerin sucht, die sich so verhält, wie Kritiker Donald Trumps dessen Fans karikieren, wird bei Kristi Noem fündig. Ob beim Posieren mit einem Flammenwerfer, den sie zu Weihnachten bekommen hat, oder mit einer Nachbildung von Mount Rushmore, in die das Gesicht des Ex-Präsidenten mit eingearbeitet ist: Die Gouverneurin von South Dakota tut das, wovon sie glaubt, dass es Fans von ihr erwarten.

Nicht immer bleibt alles heil. Im Herbst 2020 verbreitete sie auf X, damals noch Twitter, ein Video, das sie bewaffnet zeigt. "So praktizieren wir hier in South Dakota Social Distancing", sagt Noem, damals schon Maßnahmenkritikerin, und schießt auf einen Fasan. Während das tödlich getroffene Tier zu Boden trudelt, merkt sie an: "Weniger Covid, mehr Jagd." Nun aber dürfte es die Mitfavoritin auf Trumps Vizepräsidentschaftsposten 2024 übertrieben haben. In ihrer Autobiografie schildert sie, wie sie einst den Familienhund und dann eine Ziege erschossen habe. Sie sieht es als Zeichen der Härte – doch beim Publikum kommt die Story nicht gut an.

Gerade drei Pferde getötet

Kontroversen zieht Noem aber nicht erst an, seit sie sich als "Trump der Prärie" inszeniert. Schon 2010 titelte CNN ein Porträt mit der Frage, ob Noem, damals Abgeordnete, "die neue Sarah Palin" sei. Dabei ist die persönliche Geschichte der heute 52-jährigen Noem durchaus beeindruckend: 1994 brach sie ihr Studium ab, um nach dem Tod ihres Vaters die Farm zu übernehmen. 2012, bereits im Repräsentantenhaus, holte die dreifache Mutter den Abschluss nach. Auch ihre körperliche Fitness ist immer wieder Gesprächsthema.

Als sie 2018 knapp zur Gouverneurin gewählt wurde, war sie eine von wenigen Frauen auf dem Polit-Parkett des konservativen Staates. Zu profilieren versuchte sie sich durch Streit mit den Sioux, denen sie vorwarf, sich nicht um das Wohl ihrer Kinder zu kümmern. Später tat sie sich als Covid-Skeptikerin hervor und unterstützte Trumps Lügen von der gestohlenen Wahl 2020.

Kristi Noem, die Gouverneurin von South Dakota, liebt laut eigener Aussage Tiere.
AP/Jeff Dean

Anzeichen dafür, dass die Tötungsbeichte im Lager Donald Trumps gut ankommen würde, gibt es nicht. Das Portal Semafor berichtet unter dem URL-Titel "Pet Sematary" (Friedhof der Kuscheltiere), die Reaktion dort habe so gelautet wie vielleicht insgesamt im US-Publikum: "WTF". Noem denkt nicht ans Zurückrudern. Auf X teilte sie mit, sie liebe Tiere. Doch leider: "Schwere Entscheidungen muss man auf einer Farm treffen. Gerade erst mussten wir drei Pferde umbringen." (Manuel Escher, 30.4.2024)