Ein Zapfhahn steckt in einem Tankeinfüllstutzen.
Ein Tankstopp geht wieder ordentlich ins Geld. Verglichen mit Anfang des Jahres muss man für einmal Volltanken teilweise gut zehn Euro mehr auslegen.
APA/dpa/Uwe Lein

Wer mit dem Auto unterwegs ist und konventionell Diesel oder Benzin tankt, merkt es bei jedem Stopp an der Tankstelle: Treibstoffe sind quer durch Österreich zum Teil deutlich teurer geworden. Vor allem die Preise für Benzin sind kräftig in die Höhe geschnellt und haben dazu geführt, dass Ottokraftstoffe erstmals wieder mehr kosten als Diesel, der seit dem Importverbot für Fertigprodukte aus Russland in aller Regel teurer war.

Einmal Volltanken kostet derzeit bei einem kleinen Benziner mit 40 Litern Fassungsvermögen um 5,88 Euro mehr als noch zu Jahresbeginn, bei einem großen Pkw mit einem 80-Liter-Tank sind es 11,76 Euro mehr. Bei einem Dieselfahrzeug liegen die Mehrkosten im Schnitt bei 1,68 Euro (40-Liter-Tank) bzw. 3,36 Euro (80-Liter-Tank).

Die Verteuerung an der Zapfsäule führt die Mineralölindustrie auf die gestiegenen Rohölpreise zurück, die seit Jahresbeginn um rund 15 Prozent nach oben gegangen sind und die angespannte Situation im Nahen Osten reflektieren. Mit 91,17 Dollar je Fass (159 Liter) kostete die Nordseesorte Brent, Preisführer in Europa, am 5. April so viel wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Inzwischen sind die Preise zwar wieder auf etwa 85 Dollar je Fass gefallen, an den Zapfsäulen tut sich aber so gut wie nichts, kritisiert der Autofahrerklub ÖAMTC.

Entkoppelung

Dominik Graf vom ÖAMTC bezweifelt denn auch den Eins-zu-eins-Zusammenhang zwischen Entwicklung der Rohölpreise auf der einen Seite und der Entwicklung der Treibstoffpreise auf der anderen Seite. "Wir haben zuerst bei Diesel und jetzt auch bei Benzin gesehen, dass sich beide Produkte ein bisschen von der Entwicklung bei den Rohölpreisen entkoppelt haben", sagte Graf dem STANDARD. "Die Preise könnten niedriger sein, als sie es sind."

Hedwig Doloszewski, Geschäftsführerin des Fachverbands der Mineralölindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich, bestreitet dies und weist auf die harte Wettbewerbssituation in Österreich hin. Bei den Nettopreisen, also ohne Steuern und Abgaben, lägen Österreichs Tankstellen im Schnitt noch immer im unteren Drittel der EU-Mitgliedsstaaten.

Teures Benzin

Kostete ein Liter Diesel zu Jahresbeginn österreichweit im Median 1,639 Euro je Liter (inklusive Mineralölsteuer, CO2-Bepreisung und Umsatzsteuer darauf), waren es im April im Schnitt 1,681 Euro, also rund 4,2 Cent mehr. Benzin wurde laut Spritpreisrechner zu Jahresbeginn im Schnitt um 1,534 Euro je Liter abgegeben; im April mussten im Schnitt 14,7 Cent mehr bezahlt werden. Warum ist das so, warum kostet Ottokraftstoff wieder mehr als Diesel?

Österreich ist traditionell ein Dieselland mit deutlich mehr Diesel-Pkws im Bestand als Benzinern. Weil die von der OMV betriebene Raffinerie in Schwechat nicht beliebig viel Diesel erzeugen kann, sondern nur in einer bestimmten Relation zu Benzin, müssen rund 60 Prozent der benötigten Dieselmenge importiert werden. Das ging zuletzt relativ problemlos, der Ausfall russischer Diesellieferungen konnte durch andere Anbieter kompensiert werden. Die schwache Konjunktur und weniger Lkws mit Tankstopps in Österreich aufgrund der preislichen Annäherung an Dieselniveaus in den Nachbarländern haben den Preisauftrieb bei Diesel in Grenzen gehalten. Benzin hingegen wird gerade in der reiseintensiven Zeit rund um Feiertage weiter stark nachgefragt, was sich auch im Preis spiegelt.

Beim Tanken sparen

Graf vom ÖAMTC rät Autofahrern und Autofahrerinnen, Preise zu vergleichen und nach Möglichkeit vor starken Reisetagen zu tanken oder hinterher. Erfahrungsgemäß könne am meisten sparen, wer sonntags oder montags bis kurz vor Mittag tankt. Tankstellen dürfen die Preise zwar jederzeit senken, aber nur einmal pro Tag, und zwar um exakt 12 Uhr, erhöhen. (Günther Strobl, 30.4.2024)